Max Klante – Der Wettbetrüger des 20. Jahrhunderts

Betrug ist bei weitem kein Phänomen des 21. Jahrhunderts. Seit den Anfängen der Menschheitsgeschichte ist Betrug ein Thema in allen Gesellschaftsschichten. 1921 hat ein selbsternannter „Volksbeglücker“ zehntausend Menschen um Millionensummen betrogen und sich somit einen Platz in der Geschichte der berühmtesten Betrüger Deutschlands verdient.

Das „Klante“-Sparbuch

„Eine Dividende von 950 Prozent“ - so lautete das Versprechen des Betrügers Max Klante. Klante versprach seinen Opfern, dass er ihre „Kredite“ um das sechsfache verdoppeln kann oder, wenn sich die Anleger für das „Klante“-Sparbuch entscheiden, dass sie eine jährliche Dividende von 950 Prozent erhalten. Diese hohen Erträge wurden durch Pferderennen finanziert. Klante gewann nämlich häufig. Er studierte die Pferde wie auch ihre Jockeys bis ins Detail. So kam er immer zu relativ treffsicheren Annahmen. Vor allem Verbraucher in Berlin waren von diesem Geschäftsmodell so überzeugt, dass Klante sein Geschäft schon bald erweitern konnte. In Dresden hatte Klante ein noch ausgefalleneres Geschäftsmodell aufgezogen. Direkt im Gebäude des Dresdner Polizeipräsidiums hatte der Wettbetrüger eine Annahmestelle für seine Wetten eröffnet. Auch hier hegte offenbar niemand ernsthafte Zweifel an den versprochenen Gewinnen. Mittlerweile sind sich Experten sicher, dass es sich bei dem Phänomen rund um Klante um eine Art Massenpsychologie halten musste. Die Verbraucher sahen nur, dass andere ihr Geld auch an Klante gaben und sagten sich daraufhin, dass sich so viele Menschen auf einmal nicht irren könnten.

Der Betrug geht weiter

Klante hatte das Talent Menschen seine Ideen zu verkaufen. So auch wohlhabenden Geldgebern. Er war so erfolgreich darin, dass er für eine neue Geschäftsidee rund 500.000 Mark von Geldgebern erhielt. Mit einem Kompagnon gründete er den „KlanteKonzern“. Der Geschäftszweck dieses Unternehmen war, laut Klante, die Gründung eines Rennstalls und eines Gestüts, um die inländische Pferdezucht anzuheben. Was sich aber dadurch vor allem anhob, war das Vermögen von Klante. In den darauffolgenden Jahren schaltetet er immer wieder Inserate und Prospekte, die den Kunden Traumrenditen versprachen. Zu Beginn konnte der Betrüger mit seinem Schneeballsystem auch immer die versprochenen Gewinne zurückzahlen. Aber bereits im Sommer 1921 musste der „KlanteKonzern“ erhebliche Verluste verkraften. Da sich die Zahl der Neukunden nicht weiter vermehrte, war es das Ende für das Schneeballsystem. Es dauerte danach nicht mehr lange bis die Gläubiger das Vertrauen in den Betrüger verloren und ihr Geld zurückforderten. Damit aber nicht genug. Klante hatte zudem auch den Staat um Steuern geprellt, was bei einer Betriebsprüfung aufgedeckt wurde. Kurzerhand wurde sein gesamtes Barvermögen über zehn Millionen Mark von der Polizei beschlagnahmt.

Das Aus für Klante

Im September 1921 entschloss sich Klante vor den Strafen, die ihm drohten, zu fliehen. Seine Frau und seinen Sohn setzte er in einen Zug nach Breslau und wies sich selbst unter falschem Namen in einem Lungensanatorium ein. Sein Gesicht war aber so bekannt, dass die Polizei ihn schon am nächsten Tag verhaftete. Bis dahin beliefen sich die Forderungen der Staatsanwaltschaft auf 90 Millionen Mark. Diese Summe konnte von Klantes Vermögen nur zu einem Bruchteil gedeckt werden. Klante musste Konkurs anmelden. Vor Gericht gab Klante an, dass er nicht schuldig sei. Seine Konkurrenz und das Finanzamt seien die Schuldigen und sein System sei perfekt und Millionen wert. Aus diesem Grund konnte er vor Gericht auch nicht erklären, wie sein System funktioniert. Das endgültige Urteil 1923 lautete dann: drei Jahre Haft, eine Geldstrafe von 105.000 Mark und fünf Jahre Ehrverlust infolge Betrugs, gewerbsmäßigen Glückspiels und Vergehens gegen die Konkursverordnung. Zudem erhielt der Betrüger auch lebenslanges Hausverbot auf allen Rennbahnen in Berlin. Das weitere Leben von Klante verlief ziemlich trostlos und Mitte der Fünfzigerjahre verlass ihn der Wille zum Leben und er entschied sich für den Freitod.