Islamisches Bankwesen

In Deutschland leben circa. 4 Millionen Muslime. Ein Großteil dieser muss sich mit Banken zufrieden geben, die sich nicht an die Wertvorstellungen des Islams halten. Das türkische Bankhaus Albaraka Türk will den Muslimen in Deutschland und Europa nun eine Alternative zum westlichen Bankwesen anbieten.

Insha

„Insha“ ist ein Fintech-Unternehmen, das seine Dienstleistungen nun auch nach Europa bringen möchte. Hinter Insha steht die Albaraka Türk, eine Handels- und Geschäftsbank mit Hauptsitz in Istanbul. Das besondere an diesem Fintech-Unternehmen ist, dass es nach den islamischen Regeln für das Finanzwesen operiert. In Europa gibt es bisher sehr wenige Dienstleister, die die Regeln des Islams beachten. Insha ist das erste Start-up und überhaupt erst das zweite Geldhaus in Deutschland, welches das Geld ihrer Kunden nach den Regeln des Islams verwaltet. Das bisherige Monopol auf den islamischen Bankenmarkt in Deutschland hatte die KT Bank. Diese ist ein Tochterunternehmen der Kuveyt Türk Kat?l?m Bankas? A.?.. Die Bank startete ihre Geschäfte 2015. Beide Geldhäuser erhoffen sich ein großes Geschäft in Europa. In der EU leben circa 20 Millionen Muslime, die als potenzielle Kunden gelten. Aber nicht nur die muslimischen Verbraucher sollen erreicht werden. Auch Nichtmuslime, besonders jüngere Bankkunden, sollen von der besonderen Art des Banking angezogen werden. Der Starttermin für die App des Fintech-Unternehmens steht noch nicht fest, ist aber vermutlich für Juli geplant. Damit es in Deutschland keine rechtlichen oder technischen Probleme mit der Finanzaufsicht gibt, arbeitet Insha mit der Solarisbank zusammen. Die Solarisbank hat, obwohl es auch als Fintech-Unternehmen fungiert, eine deutsche Banklizenz. Gegen eine Gebühr wird auch der Insha diese Banklizenz zur Verfügung gestellt. Insha braucht somit keine eigene Banklizenz, muss sich aber dennoch an die europäischen Bankregeln halten.

Islamisches Bankenwesen

Das Islamische Bankenwesen ist Teil des Islamischen Finanzwesens. Dieses schließt alle Geschäfte im Finanzwesen mit ein, die im Einklang mit den religiösen Regeln des Islams, den Rechtsquellen der Fiqh, der Sunna und der Schari'a stehen. Der Unterschied zum herkömmlichen Bankenwesen ist, dass die klassischen westlichen Bankgeschäfte, insbesondere Kreditgeschäfte, Investmentgeschäfte oder sonstige zinstragende Geschäfte nicht erlaubt sind. Diese Geschäfte würden gegen das islamische Zinsverbot, das Verbot der Spekulation und das Glücksspielverbot verstoßen. Alle islamischen Banken unterliegen solchen Regeln. Die genauen Regeln, was islamkonform ist und was nicht, werden von dem Ethikrat einer jeden Bank bestimmt. Anders als beispielsweise die katholische Kirche, hat der Islam kein festes Oberhaupt, das über diese Regeln entscheiden könnte. Damit islamische Banken Gewinne machen, ohne Zinsen dabei nehmen zu müssen, gehen sie auf Beteiligungsgesellschaften mit ihren Kunden ein. Beteiligungsgesellschaften funktionieren so, dass Kunde und Bank etwas zusammen kaufen. Die Bank packt eine Finanzierungsaufschlag auf das Objekt und dann beginnt der Kunde die Beteiligungen der Bank, Stück für Stück von der Bank abzukaufen.

Was bietet die Insha ihren Kunden?

Neben den herkömmlichen Angeboten eines Geldhauses, wie einem Konto, einer Debitcard und dem Versenden von Geld, will Insha ihren Kunden noch weitere Dienste anbieten. Beispielsweise will das Start-up auch eine Suchfunktion in ihre App einbauen, die den Bankkunden helfen soll Moscheen oder Restaurants mit Halal-Gerichten zu finden. Die App soll außerdem den „Zakat“, eine verpflichtende Spende für Muslime, berechnen können. Albaraka Türk möchte, dass Insha ein „digitaler Lebensbegleiter“ für seine Kunden wird. Dieses Vorhaben könnte allerdings auch genau in die komplett andere Richtung verlaufen. Denn selbst in islamischen Ländern ist das islamische Bankwesen eher ein Nischenmarkt. In Ländern wie Bahrain, der Türkei oder Indonesien macht es höchstens 30 Prozent des gesamten Bankenmarktes aus.