Der Erfolg von Wirecard

Das Unternehmen „Wirecard“ hat im Moment eine echte Glückssträhne und es gibt fast wöchentlich Neuigkeiten aus dem Fintech. Wirecard hat mit dem Einstieg in den DAX, das geschafft, wovon andere Start-ups nur träumen können. Dieser Erfolg scheint dem ambitionierten Unternehmen aber noch nicht zu reichen, denn es möchte sein Angebot erweitern und das Geschäft expandieren.

Erst der DAX, dann die Welt?

Das bayerische Unternehmen Wirecard hat das geschafft, wovon die meisten Start-ups nur träumen können. Das Fintech hat den Einzug in den DAX geschafft. Damit aber nicht genug, der Einzug von Wirecard bedeutete auch die Verdrängung der Commerzbank aus der ersten deutschen Börsenliga. Wie der Vorstandschef von Wirecard aber nun bekannt gibt, reicht dieser Erfolg dem Unternehmen nicht und er sieht die Aufnahme in den DAX nur als einen Zwischenschritt auf dem Weg zu Größerem. In den nächsten 15 Jahren will Wirecard seinen eigenen Erfolg der letzten Jahre in den Schatten stellen. Derzeit zählt das Unternehmen rund 35 Millionen Kunden weltweit, die die Bezahllösung von Wirecard nutzen. Das Fintech ist keine klassische Bank, besitzt aber eine Banklizenz. Hauptgeschäft ist die Zahlungsabwicklung. Wenn ein Kunde ein Produkt kauft, überweist Wirecard das Geld an den Händler und trägt selbst das Risiko, falls die Kreditkarte des Kunden nicht ausreichend gedeckt ist. Dafür kassiert das Münchner Unternehmen Provisionen. Die Geschäftsführung von Wirecard ist sich sicher, dass das bisherige Geschäftsmodell noch ausgeweitet werden kann.

Vom Zahlungsdienstleister zur Bank

Wirecard fungierte bisher als Zahlungsdienstleister, aber die derzeitige Entwicklung des Unternehmens erinnert eher an eine Bank. Das Fintech will jetzt mit einem Smartphone-Konto in das Geschäft der klassischen Geldinstitute miteinsteigen. Das Unternehmen strebt auch die Vergabe von Krediten und Versicherungen über das Smartphone an. An den bisherigen Erfolg soll auch in den kommenden Jahren angeknüpft werden. Um das zu verwirklichen, orientiert sich Wirecard am zunehmenden Trend des mobilen Bezahlens. Das eigene mobile Bezahlsystem „Boon“ soll deshalb zu einem Smartphone-Konto ausgeweitet werden. Mit Boon soll es dann möglich sein, Überweisungen zu tätigen, Kredite auszuleihen und Versicherungen abzuschließen. Idealerweise sollten Kunden direkt nach Kauf eines Elektronikproduktes, dieses über Boon versichern lassen. Damit das Realität werden kann, berät sich Wirecard bereits mit verschiedenen Versicherern. Wirecard hat die Marke „Boon“ 2015 ins Leben gerufen und ist mit ihr im Endkunden-Geschäft aktiv.

Zukunftsaussichten

Wirecard hat sich zum größten deutschen Fintech-Konzern hochgearbeitet. Das einstige Startup hat es geschafft, das sich sein Kurs innerhalb der letzten fünf Jahre versiebenfacht hat. Allein in diesem Jahr hat sich der Kurs des Zahlungsabwicklers nahezu verdoppelt. In diesem Trend sieht die Geschäftsführung von Wirecard Chancen für das Unternehmen sich noch weiter zu steigern. Nach eigenen Aussagen soll Wirecard das Potenzial haben, den Börsenwert im kommenden Jahr auf mehr als 100 Milliarden Euro zu bringen. Ein Problem, welches sich auch Wirecard früher oder später in den Weg stellt, ist die Umsetzung der Technologie. Auch wenn die Technologie bereit für den nächsten Schritt ist, so sieht es in den Köpfen der Verbraucher noch ganz anders aus. Bargeldloses Bezahlen ist bei den Verbrauchern nicht sonderlich beliebt und die Beliebtheit wächst auch nur sehr langsam. Besonders die deutschen Verbraucher trauen sich eher zaghaft an neue Bezahlmethoden heran. In Deutschland ist Bargeld weiterhin die beliebteste Art zu bezahlen, auch wenn diese eher unpraktisch ist und während des Bezahlvorgangs um einiges mehr Zeit in Anspruch nimmt, als die mobilen Bezahlmethoden. Die Technik ist reif für die nächste Epoche des Bezahlens, es fehlen nur noch die Verbraucher, damit der Schritt auch gelingen kann. Anderen Ländern fällt der Schritt deutlich leichter. Mit Bargeld wird in anderen Ländern kaum noch bezahlt. Unternehmen müssen das bargeldlose Bezahlen vermutlich noch attraktiver machen, damit auch die deutschen Kunden es in Erwägung ziehen.