Die unfaire Behandlung der Auslandschweizer

In ein anderes Land auszuwandern kommt vielen Menschen mit Fernweh wie ein wahr gewordener Traum vor. Doch wenn sich dieser Traum erfüllt, kann er sehr schnell zu einem Albtraum werden. Zumindest wenn man von der Schweiz in ein anderes Land auswandert, aber sein Schweizer Konto behalten möchte.

Benachteiligung der Auslandschweizer

Mit der Kreditkarte im Supermarkt bezahlen, eine Rechnung begleichen oder für die Pensionierung zu sparen sind alles Dinge, die an sich nicht kompliziert sind. Für Auslandschweizer sind aber genau diese kleinen Dinge sehr kompliziert. Es wird ihnen immer schwerer gemacht, diesen alltäglichen und notwendigen Tätigkeiten nachzukommen. Der Grund für das Problem ist, dass sie bei Schweizer Banken keine Konten mehr eröffnen können. Je nachdem in welchem Land sie derzeit wohnen, kann ihr bestehendes Schweizer Bankkonto sogar aufgelöst werden. Dies alles, obwohl sie für viele Geldgeschäfte auf eine Bankbeziehung in der Schweiz angewiesen sind. Das Konto kann nur behalten werden, wenn sie hohe Gebühren dafür zahlen. Diese Gebühren sind weitaus höher, als die Gebühren, die Inlandschweizer für ihre Konten bezahlen. Dabei gibt es rund 750.000 Auslandschweizer. Die meisten davon leben in Frankreich, viele aber auch in Ländern, in denen die lokalen Banken keinen guten Ruf genießen. Damit sich diese Benachteiligung der Auslandschweizer in Zukunft ändert, setzt sich eine Organisation für bessere Konditionen ein.

Die Auslandschweizer-Organisation (ASO)

Die Auslandschweizer-Organisation, kurz ASO, wurde im Jahr 1916 von der Neuen Helvetischen Gesellschaft gegründet. Die Organisation betreut mehr als 750 Schweizer Vereine und schweizerische Institutionen in aller Welt. Die Organisation hat gerade einmal 24 Angestellte, aber erbringt den 750.000 Auslandsschweizern vielfältige Dienstleistungen. Zu diesen Dienstleistungen gehören vor allem die Beratung und Information bei rechtlichen und praktischen Fragen im Zusammenhang mit Auswanderung, Auslandsaufenthalt und Rückwanderung. Hinzu kommen Kinder- und Jugendangebote, Ausbildungsberatungen für junge Auslandsschweizer, die eine Ausbildung in der Schweiz anstreben und die Koordination der Schweizer Schulen im Ausland. Ein Ziel dieser Organisation ist das Schaffen von besseren Konditionen für Schweizer, die ihre Heimat verlassen haben. Die Finanzen dürfen dabei nicht ausgeschlossen werden. Eine Motion fordert daher nun eine Besserstellung der Schweizer Postfinance-Kunden im Ausland. Ein Großteil der Motion ist der Meinung, dass Postfinance als staatseigene Bank besonders verpflichtet ist und den Schweizern in ihren Forderungen ein Stück entgegenkommen muss. Nur eine Minderheit der Motion ist der Meinung, dass Postfinance anderen Schweizer Banken gegenüber benachteiligt wird, wenn sie mit zusätzlichen Auflagen konfrontiert wird.

Rechtliche Aspekte

Die Motion fordert konkret, dass Auslandschweizer einen Zugang zu allen Dienstleistungen von Postfinance haben sollen. Die Bank soll auch dazu verpflichtet werden, allen Auslandschweizern eine Kreditkarte zu geben. Postfinance spricht sich aber klar gegen diese Forderungen aus und erklärt, dass es nicht möglich ist, das Produktangebot im Ausland genauso anzubieten wie im Inland. Schuld daran seien regulatorische Gründe. Diese Einschränkungen gelten auch für die Kreditkarte. In vielen Ländern benötigt eine Bank, die dort Kreditkarten ausgeben will, eine Banklizenz des zugehörigen Landes. Postfinance verfügt aber nur über eine Schweizer Banklizenz. Außerdem zählt eine Kreditkarte nicht einmal im Schweizer Inland zu den Dienstleistungen der Grundversorgung. In Südafrika beispielsweise, wo momentan mehr als 9000 Schweizer leben, dürfen nur lokale Banken Kreditkarten vergeben. Die Motion geht in ihren Forderungen aber noch einen Schritt weiter. Sie fordern außerdem, dass die Auslandschweizer ihre Kreditkarte und ihr Konto zu „ähnlichen Konditionen“, wie in der Schweiz führen können. Was sie genau mit „ähnlichen Konditionen“ meinen, ist allerdings nicht bekannt. Postfinance hält diese Forderungen für ungerecht und verteidigt ihre derzeitigen Preise. Diese sind auf die Verbraucher angepasst und berücksichtigen die wesentlich höheren Aufwände, die im grenzüberschreitenden Geschäft anfallen. Die dadurch entstehenden Kosten werden demnach auch nicht pauschal auf alle Kunden verteilt, sondern bei den Kunden im Domizil im Ausland erhoben. Anfang 2017 hatte die Bank die monatliche Gebühr für Zahlungsverkehrskonten für Auslandschweizer von 15 auf 25 Franken erhöht.

Forderungen schließlich erhört

Eine solche Forderung, wie nun an die Postfinance-Bank, gab es bereits einmal. Der ASO-Vizepräsident Filippo Lombardi verlangte damals von allen systemrelevanten Banken, dass sie den Auslandschweizern ein Konto anbieten. Zu diesen systemrelevanten Banken gehören, neben der Postfinance-Bank, die Raiffeisen, Zürcher Kantonalbank, Credit Suisse und UBS. Die Forderung führte aber ins Leere, da private Organisationen nicht gezwungen werden können, einen Vertrag abzuschließen. Auch wenn diese Banken der Forderung nicht nachkommen, hat die ASO schließlich doch eine Bank gefunden, die ihren Forderungen nachkommt. Die Genfer Kantonalbank bietet neuerdings ein Paket für Auslandschweizer mit Finanzplanung und Vermögensberatung an. Das Konto soll auch noch nach dem Auswandern aus der Schweiz eröffnet werden können. Das Angebot soll sich aber nicht nur an Auslandschweizer richten, auch Expatriate sollen von dem Angebot profitieren können. Die Kontoführungsgebühren betragen zurzeit 18 Franken pro Quartal für Kunden, die das Internetbanking nutzen. Diese Gebühr müssen aber nicht alle zahlen. Bankkunden unter 25 Jahren sind von der Gebühr befreit. Auch Kunden, die ein Vorsorgesparkonto bei der Bank haben, müssen nichts zahlen. Eine andere Alternative für Auslandschweizer, die eine Kreditkarte brauchen, aber denen die Kosten der Schweizer Banken zu hoch sind, sind Kreditkarten von deutschen Kreditunternehmen. Einige dieser Kreditunternehmen bieten ihre Kreditkarten auch für Österreicher oder auch eben Schweizer an. Die DKB Visa Kreditkarte von der Deutschen Kreditbank ist beispielsweise eine solche Kreditkarte, die auch von Österreichern oder Schweizern beantragt werden kann.